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Begegnungen auf Reisen, die uns bewegen

Begegnungen, die uns verändern

Die Menschen, die wir treffen, machen unsere Reisen einzigartig

Geht es euch auch so? Wenn ihr nach Jahren an eine Reise zurück denkt, woran erinnert ihr euch dann? An eine Sehenswürdigkeit oder an die Menschen, die ihr vor Ort getroffen habt und mit denen ihr faszinierende Begegnungen erleben durftet? Auf mich trifft Letzteres zu. In Indien habe ich eine Begegnung erfahren, die mich mein Leben lang begleiten wird.


Sonnenuntergang im indischen Rishikesh

Entspannung am Ufer des Ganges

Ich war allein mit dem Zug von Delhi nach Rishikesh gereist und hatte bereits zwei erholsame Tage in dem weitaus kühleren Bergstädtchen am Fuße des Himalaya verbracht. Rishikesh ist eine sehr beliebte Pilgerstadt. Sie hat den Ruf die „Yoga-Hauptstadt“ der Welt zu sein. Hier ist der Ganges noch frisch, kühlend und sauber. Eine Meditation in Rishikesh oder ein Bad im Ganges sollen näher zur Erlösung führen. Um ehrlich zu sein, war das aber nicht der Grund, warum ich abends allein am Flussufer saß. Nach Monaten im heißen,  überfüllten Delhi, war dies der erste Moment, in dem ich mal durchatmen konnte, die Stille genießen und einfach mal entspannt aufs Wasser gucken konnte. Aber selbstverständlich hielt dieser Moment der erholsamen Einsamkeit nicht lange an.


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Allein unterwegs in Indien

Treffen am heiligen Fluss

Can I sit with you?“ - kurz verträumt auf den Ganges geguckt, schon schleicht sich ein junger Mann heran und will sich zu mir setzen. In meinen Kopf lief sofort die übliche Gefahren-Analyse ab:

  1. Will mich der Unbekannte beklauen? → Handtasche unbemerkt sicher festhalten
  2. Will der Unbekannte mit mir flirten? → Ausrede ausdenken und Situation schnell verlassen
  3. Will der Unbekannte mich womöglich gewaltsam überwältigen? → Pfefferspray unauffällig griffbereit halten und nach Hilfe umschauen

Ich war bereits so geübt in dieser Routine, dass ich für einen Moment so blind war, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass dies kein junger Mann war, sondern ein eher kleiner, ca. 13 jähriger Junge. Punkt zwei und drei habe ich daher schnell von meiner Gefahren-Liste gestrichen. Jedoch ich hatte bereits zu viel Zeit in Indien verbracht, um sämtliche Sorgen sofort fallen zu lassen. Da mir aber so schnell keine Ausrede einfallen wollte und ich mich auch nicht von meinem schönen Plätzchen am Ganges vertreiben lassen wollte, entschied ich mich zu nicken und antwortete „Sure, sit down please.“


Neugierige Fragen und nervöse Blicke

Der Junge setzte sich eher schüchtern zu mir auf die Uferbefestigung. Er begann zwar gleich das Gespräch und stellte sich vor, wirkte aber die ganze Zeit eher abgelenkt. Das machte wiederum mich nervös, denn die Sonne war bereits untergegangen und es wurde schnell dunkel. Meine Sorgen waren wieder zurück: War das Ganze doch nur eine Masche, um mehr über mich zu erfahren? „Wo ist dein Ehemann? Bist du nicht verheiratet? Wo sind deine Freunde? Bist du wirklich allein?“ Durch die bohrenden Fragen des Jungen fühlte mich unwohl und in die Ecke gedrängt. Dazwischen immer wieder seine nervöse Blicke über die Schulter und zu mir. Ich begann mir bereits die ein oder andere Notlüge zurecht zu legen: „Nein, meine Freunde sind kurz etwas besorgen und kommen gleich wieder“. Plötzlich wurde mir der Grund seiner Angespanntheit schlagartig offenbar.

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Gegenseitiges Misstrauen oder einfach nur ein Missverständnis?

Möchtest du mich mit dem Stein dort erschlagen?“ Wie bitte?! Die abrupte Wendung des Gesprächs irritierte und schockierte mich. Aber tatsächlich, direkt neben mir, lag quasi griffbereit ein handlicher Stein. Der Junge hatte die ganze Zeit Sorge, ich könnte ihn damit verletzen. Kurzerhand nahm ich den Stein, warf ihn so weit ich konnte, so dass er mit einem Glucksen mitten im heiligen Fluss landete. Wir mussten beide herzlich lachen und unser Gespräch nahm endlich richtig Fahrt auf.


Eine Reise in eine andere Lebenswelt

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Der Junge erzählte mir, dass er wie ich mit dem Zug angereist war und aus einem kleinen Dorf in der Nähe Delhis kam. Wie ich war er ganz allein unterwegs. Sein großes Ziel: „Ich möchte Reiseleiter werden und reise daher nun durch ganz Indien, damit ich Erfahrungen sammeln kann.“ Da die Sterne nun bereits hoch am Himmel standen, stellte er mir auch gleich sein Wissen unter Beweis. Er zeigte auf den hellsten Stern am Abendhimmel, den wir als Venus kennen und der in der vedischen Astrologie Shukra heißt. Er erzählte mir die komplizierte Legende und ich lauschte gebannt, weil ich Mythologie liebe. Am Ende des langen Vortrags wollte ich dann ergänzen und begann zu erwählen "dass wir zu dem Stern Morgen- und Abendstern sagen, aber dass es ja die Venus sei und dass die Venus die Göttin-...", aber weiter kam ich nicht. Der Junge unterbrach mich mit einem kräftigen „Nein! Shukra!“ und fing nochmal von Vorn an zu erklären, als hätte ich es einfach noch nicht richtig verstanden. Wenn ich es nicht glauben würde, dass es so sei, solle ich doch mal den Film dazu gucken. Ich musste lächeln und beließ es dabei. „Actually there is a movie about it.“ Eine Aussage, die mir bereits vertraut war und mit der viele meiner indischen Bekannten die tollsten Wundertaten der verschiedensten Götter und Halbgötter zu beweisen wussten.


Abschied ins Ungewisse

Irgendwann wurde es tatsächlich kühl und wir verabschiedeten uns. Ich ging in mein kleines Hotelzimmer. Und der Junge?

Damals war ich 19 Jahre alt und ich ahnte bereits, welche Verzweiflung Eltern befallen muss, wenn sie ihr 13-jähriges Kind allein auf eine Reise durch Indien schicken, mit nichts als ein paar Rupees und einem Rucksack, in den nicht viel mehr als ein paar Wechselkleider gepasst haben können. Wenn ich mir heute meine Cousins und Cousinen im gleichen Alter angucke, wird mir bei der Vorstellung regelrecht schlecht. Wo hat der Junge diese kühle Nacht in Rishikesh verbracht? Was war sein Plan für die nächsten Tage? Wie hat er sich die restliche Reise durchs Land vorgestellt? Was hat er gemacht, als das Geld ausging? Wie ist es ihm im bereits nahenden Winter ergangen? Hat er es am Ende tatsächlich geschafft oder ist er auf dem Weg zu seinem Traum irgendwo zwischen Rishikesh und Kerala unter die Räder gekommen?


Erinnerungen, die bleiben

Wenn ich mich an meine Zeit in Indien erinner, dann denke ich nicht zuerst an das Taj Mahal, nicht an die rote Befestigungsanlage von Jaipur und auch nicht an den Strand von Goa – ich denke an diesen einen Jungen. Die Begegnung mit ihm hat mir unglaublich viel über Indien beigebracht und geht mir bis heute nah. Manchmal versuche ich mir vorzustellen, dass er sich seinen Traum erfüllt hat und  in diesem Moment eine unserer Gebeco Reisegruppen durch sein „beautiful India“ führt.


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