Justus ist seit acht Jahren der Leiter des Krisenmanagements bei Gebeco. Wir haben ihn gefragt, wie er im Ernstfall für Gebeco tätig wird und was er in seiner Position als Krisenmanager schon alles erlebt hat.
Justus ist seit acht Jahren der Leiter des Krisenmanagements bei Gebeco. Wir haben ihn gefragt, wie er im Ernstfall für Gebeco tätig wird und was er in seiner Position als Krisenmanager schon alles erlebt hat.
Übrigens: Das Interview mit unserem Krisenmanager Justus gibt es auch als Podcast-Interview. Jetzt reinhören!
An welche Krisen vor Corona erinnerst du dich Justus?
Die letzten herausfordernden Krisen vor Corona waren der Tsunami 2004 und die Aschewolke des Eyjafjallajökull 2010. Besonders unangenehm für uns und unsere Gäste sind aber Generalstreiks von Flug- oder Bahngesellschaften. Dann liegt überregional alles lahm und die Beförderung unserer Reisenden wird zum echten Geniestreich. Ich gebe aber gerne zu, dass in diesen Fällen die meiste Arbeit nicht bei mir landet. Denn hier ist unser Operations-Team zuständig und ich bin sehr glücklich sagen zu dürfen: Unsere Kolleg*innen aus dem Ops sind super auf Situationen wie diese vorbereitet. Sie reagieren sehr schnell, äußerst professionell und routiniert!
Gibt es so etwas wie ein verflixtes Jahr?
Das Gefühl, in manchen Jahren passiere mehr als in anderen Jahren, kenne ich. Wenn man zurückblickt, stellt man aber immer fest, dass in jedem Jahr etwa gleich viel geschieht. Ich sehe Gebeco auf jeden Fall gut gerüstet für alle Eventualitäten. Selbst die Rückholaktion aufgrund von Corona haben wir gemeinsam mit unseren Reisenden und dank unserer Kontakte vor Ort gut organisiert bekommen. Im Endeffekt ist es fast unwichtig was genau passiert, denn ein gutes Krisenmanagement zeichnet sich durch eine gute Prävention und Vorbereitung aus. Wir haben quasi eine Art Werkzeugkoffer zusammengestellt und ob es nun einen Rohrbruch oder einen Stromausfall gibt – im Koffer liegt in jedem Fall das richtige Werkzeug, um den Schaden schnell zu beheben.
Ist es nicht belastend ständig auf Abruf zu sein und ständig schlimme Nachrichten zu erwarten?
Zu Beginn meiner Tätigkeit als Krisenmanager habe ich die Abende und Wochenenden in der Tat komplett auf einen eventuellen Krisenfall ausgerichtet. Ich habe die Wohnung kaum verlassen und das Handy immer stets bei mir getragen. Die Aufregung der Anfangstage hat sich aber bald eingestellt. Größtenteils auf Grund des Wissen, dass hinter dem Krisenmanagement eine stets erreichbare Geschäftsführung steht und auch die verantwortlichen Kolleg*innen im Fall der Fälle sofort tätig werden. Zusätzlich hilft natürlich auch meine Arbeit im Qualitätsmanagement und im Notfallteam. Natürlich ist es aber eine herausfordernde Aufgabe und es geht mir auch nach Jahren noch jedes Mal persönlich nah, wenn Reisegästen im Urlaubsland etwas zustößt oder plötzliche Naturkatastrophen unsere Reisen unmöglich machen.
Was würde passieren, wenn ich irgendwo in Afrika mit der Reisegruppe in einen Busunfall geraten würde?
Also das Wichtigste zuerst: Du wärst nicht allein. Du wärst in deiner Gruppe mit deiner Reiseleitung unterwegs, die in dauerndem Kontakt zur Agentur im Land und zu uns steht. Während also der Krankenwagen anrollt und du eine Erstversorgung bekommst, klingelt bei Gebeco schon das Telefon und die Agentur informiert uns über das Unfallgeschehen. Wenn du oder andere deiner Gruppe schwer verletzt wurden, seid ihr auf dem Weg ins beste Krankenhaus, das schnell zu erreichen ist, während die Agentur und wir beraten, welche Schritte jetzt notwendig sind. Wir helfen dabei zu recherchieren, welche Versicherungen vorliegen, ob und wie die Reise für dich und die anderen Gäste weitergehen kann oder wie und wann wir euch vorzeitig nach Deutschland zurück holen können. Nehmen wir an, du und zwei andere sind schwer verletzt und müssen im Krankenhaus bleiben. Die anderen Gäste sind aber fit und wollen weiterreisen. Dann passen wir die Reise an, sodass die anderen Gäste weiterreisen können. Dich lassen wir aber nicht allein zurück. Jemand von der Agentur vor Ort wird nach dir sehen und in gemeinsamer Absprache können wir auch organisieren, dass ein Familienmitglied aus Deutschland zu dir fliegen kann. Vielleicht bist du aber auch mit deinem Partner unterwegs gewesen und der/die möchte zwar bei dir bleiben aber gleichzeitig noch etwas von der Umgebung sehen. Dann organisieren wir eine extra Reiseleitung, wenn dies gewünscht ist. Jeder Fall ist natürlich anders aber das Wichtige ist: Du wärst nie allein und die Kommunikation zwischen dir, uns und den Partnern vor Ort reißt nicht ab, bis du wieder heil in Deutschland angekommen bist.
Das hört sich sehr beruhigend an. Vielen Dank für deine Zeit. Hast du vielleicht noch einen abschließenden Tipp für unsere Gäste?
Sehr gern. Ja auf jeden Fall. Es lohnt sich immer, gut vorbereitet zu sein. Das heißt im Fall von Unfällen auf Reisen: Informieren Sie sich vor Abreise über Ihre Krankenversicherung. Es ist immer gut die Unterlagen dabei zu haben. Wo sind Sie versichert? Wo müssen Sie sich wie melden, wenn Sie die Versicherung in Anspruch nehmen müssen? Das sind wichtige Themen und es lohnt sich einfach sehr, das vorher irgendwo notiert zu haben, damit man dann in der stressigen Situation nicht lange suchen und raten muss.
Ihr wollt mehr über die Gebeco-Rückholaktion in der Corona-Krise erfahren? Lest in unserem Blog die Beiträge von Gästen, die die Rückholaktion selbst miterlebt haben.